Sandsteinfigur „Joseph Fröhlich“
Datierung: 1729
Material: Sandstein
Maße: H 137 cm, T 47 cm, B 69 cm
Bildhauer: unbekannt
Inv.Nr.: L9, Dauerleihgabe Sibylle Jaeger-Bachstedt
„Semper fröhlich, numquam traurig“ – lautete das Lebensmotto eines stets fröhlichen, schon dem Namen nach, immer zu Späßen aufgelegten und um eine Antwort nie verlegenen Mannes: Joseph Fröhlich. Seines Zeichens letzter besoldeter Hoftaschenspieler des sächsischen Fürstenhofes und gleichzeitig königlich bestellter Mühlen-Commissarius. Es ist das Motto eines Mannes der äußerlich plump und dümmlich wirkte, aber eine beachtliche Bibliothek mit hochgeistigen Werken und eine umfangreiche Sammlung Meißner Porzellan hinterließ. Sein Leben ist vielfach beschrieben, seine äußerliche Erscheinung vielfach in der Kunst aufgegriffen worden, doch studiert man sein Leben, lassen sich Realität und Dichtung schwer auseinanderhalten.
Verschiedene Stationen von Fröhlichs Leben lassen sich durch Quellen belegen, teilweise taucht er über Jahre nirgendwo auf. Sicher ist, dass Joseph Fröhlich am 18. Februar 1694 im österreichischen Bad Aussee als unehelicher Sohn einer Müllerstochter geboren wird. Zwar nimmt der Vater ihn an, heiratet aber die Mutter nie. Auch die Aufnahme einer Müllerlehre mit 17 Jahren ist schriftlich belegt, ebenso die Heirat 1719 mit seiner ersten Frau Ursula Lainbacher sowie die Geburt der drei Kinder (Jacob 1721, Wilhelmine Sophie 1724 und Christoph Adolph 1727). Noch vor dem Umzug nach Dresden stirbt seine Frau und er heiratet ein zweites Mal: Eva Christina Zöbler mit der er zwei weitere Kinder bekommt (Joseph 1729, Franz Peter 1732). Neben seinem Müllerhandwerk und umfangreichen Kenntnissen über Bau und Reparatur von Mühlen, ist er der geborene Taschenspieler, Zauberer und Gaukler; zuerst am Bayreuther Hof unter Markgraf Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth (Bayreuth 16. November 1678-Bayreuth 18. Dezember 1726) danach, ab 1727, am Dresdener Hof von August dem Starken (Dresden 12. Mai 1670-Warschau 1. Februar 1733).
Er unterhält diesen und seine Besucher sowie andere Adlige bis zu Augusts Tod 1733. In verschiedenen Briefwechseln ist belegt, dass Joseph Fröhlich ein geschätztes Mitglied des Hofstaates war. Er konnte sich mehr erlauben, direkter sprechen und Streiche spielen. Wurde aber auch des Öfteren von seinem Dienstherrn bestraft. Auch dessen Nachfolger, Friedrich August II. (Dresden 17. Oktober 1696-Dresden 5. Oktober 1763) übernimmt Joseph in seine Dienste, was durchaus nicht üblich war und für das Renommee des Hoftaschenspieler spricht. Auch wurde er stets für Beratungen die sächsischen Mühlen betreffend herangezogen und erhielt eine Warschauer Mühle auf Lebenszeit überschrieben. Außerdem erklärte man ihn 1754 zum Mühlen-Commissarius, ein gut besoldetes Amt.
Im Zuge des Siebenjährigen Krieges flieht Fröhlich mit seiner Familie und dem gesamten Hofstaat nach Warschau. Hier stirbt er am 24. Juni 1757 mit 63 Jahren. Seine Frau sollte ihn noch bis 1784 überleben. Viele Informationen erhalten wir über die akribische Auflistung seines Nachlasses. Dieser weist ihn als wohlhabenden, kunstsinnigen Bürger aus, der es mit seinem Schabernack zu einem beachtlichen Wohlstand gebracht hatte. Außerdem wurden seine äußere Erscheinung und einige Szenen seines Lebens als Porzellanfiguren der Meißner Porzellanmanufaktur oder in Stichen und zahlreichen Gedichten für die Nachwelt festgehalten.
Die Sandsteinfigur stammt ursprünglich aus dem Park des Ritterguts Hohburg. Dargestellt ist ein kleiner Mann in weiter Hose mit Hosenträgern, Stiefeln, einem spitzen Hut und lachendem Gesichtsausdruck. Die Daumen sind in die Hosenträger eingehakt. Zwischen seinen Füßen sitzt eine Eule. Auf den Hosenträgern liest man „I F“ und das Jahr 1729. Anhand der falschen Schreibweise des Namens lässt sich als Vorlage wohl ein Stich von C. F. Boetius vermuten. Beschrieben wird die Statue bereits von Cornelius Gurlitt in seinem Werk „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“ aus dem Jahre 1897. Allerdings trägt Fröhlich auf seiner Zeichnung eine flache Kappe und die Eule fehlt. Eine stichhaltige Begründung für die Darstellung mit einer Eule gibt es nicht. Mögliche Erklärungen wären zum einen, dass Joseph Fröhlich Angst vor Eulen hatte, so die Überlieferung aus verschiedenen Namenstaggedichten, andererseits gilt der Vogel als Symboltier der Narren und Gaukler. Der Grund für eine Darstellung Fröhlichs in Hohburg lässt sich nicht finden. Seine Biografie kreuzt, zumindest laut keiner schriftlichen Quelle, den Ort nicht.
1945 fand der damalige Wurzener Museumsleiter die Figur beschädigt in einem Wassergraben liegen und brachte sie ins Museum. Nach 1990 wurde sie im Zuge der Besitzverhältnisklärung an die Eigentümerin zurückgegeben und befindet sich nun als Dauerleihgabe im Kulturhistorischen Museum.
Literatur:
Rückert, Rainer. Der Hofnarr Joseph Fröhlich 1694-1757 Taschenspieler und Spaßmacher am Hofe Augusts des Starken, Offenbach 1998.
Willnau, Carl. Ein Schelm, der´s gut meint Des Hofnarren Fröhlich ergötzlicher Lebensroman, Leipzig 1942.
Gurlitt, Cornelius. Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Neunzehntes Heft: Amtshauptmannschaft Grimma, Dresden 1897, S. 135ff.
„Diese Sandsteinfigur ist eine Leihgabe von Frau Sibylle Jaeger-Bachstedt, als Rechtsnachfolger des einstigen Eigentümers des Rittergutes und Dorfherrn von Hohburg an das Kulturhistorische Museum Wurzen.“