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Sammlungen
Das Kulturhistorische Museum Wurzen, überregional bekannt vor allem für seine Ringelnatz-Sammlung, bewahrt über 30.000 derzeit erfasste Musealien, die verschiedenen Sammlungsbereichen angehören. Tausende davon lagern „im Verborgenen“. Bedingt durch seine zentrale Funktion als dynamischer Ort städtischer Erinnerungspolitik und Erinnerungskultur wurde lange Zeit keine stringente Sammlungsstrategie verfolgt. Politische Systemwechsel oder der wiederholte Statuswechsel des Museums (Städtisches Heimatmuseum – Kreismuseum – Kulturhistorisches Museum) wirkten sich stark auf das heterogene Sammlungsprofil des Museums aus. In ihrer Gesamtheit lässt sich mit den Sammlungen des KHM auf faszinierende Art und Weise die Geschichte der Stadt Wurzen und ihres Umlandes erforschen und darstellen.
Nicht alle Sammlungen, wie die zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Wurzen, werden noch fortgesetzt. Wichtigstes Kriterium für die Aufnahme in die Sammlung ist ein direkter, nachgewiesener Bezug zu einer Wurzener Persönlichkeit, einem Anlass der Stadtgeschichte oder der Stadt Wurzen und seiner Kulturgeschichte allgemein.
Archäologie
Die archäologische Sammlung, deren Anfänge in die Gründungszeit des Städtischen Heimatmuseums zurückreichen, umfasst archäologische Objekte von der Ur- und Frühgeschichte bis ins frühe Mittelalter, als Slawen hier im Muldengebiet siedelten.
Alltagskultur
Die vielfältigen Sammlungen der Alltagskultur spiegeln die Geschichte der Wurzener, der Stadtgeschichte sowie ihres ländlichen Umlandes. Den Grundstock der umfangreichen Sammlung bilden kultur- und stadtgeschichtliche Objekte. Als kulturprägende Zeugnisse wurden von Anfang an Gegenstände des Wurzener Handwerks gesammelt (Bäckerei, Druckerei, Kunstschlosserei, Feilenhauer, Friseurhandwerk). In der Zeit als Kreismuseum wurde die Sammlung vor allem um Objekte der materiellen Volkskultur erweitert.
Auch die Industriekultur spielt eine herausragende Rolle in der Sammlungstätigkeit. Am bedeutendsten ist der Nachlass der Tapeten- und Teppichwarenfabrik Wurzen, der den zahlenmäßig größten Raum einnimmt.
Seit den Anfängen musealen Sammelns in Wurzen durch den Druckereiinhaber Otto Jacob und den Wurzener Geschichts- und Altstadt-Verein werden Objekte zur Lebens- und Schaffensgeschichte namhafter Wurzener Persönlichkeiten gesammelt, etwa von dem Fabeldichter Magnus Gottfried Lichtwer oder dem Universalgelehrten Johann Christian Schöttgen, als Vertretern der Aufklärung oder von Hans Georg Bötticher, dem begnadeten Musterzeichner und Schriftsteller, dem Vater von Ringelnatz.
Kunstgewerbe
Im Bereich Kunstgewerbe wird eine große Bandbreite an Objekten, Materialien und Themen bewahrt. Dazu zählen vor allem Möbel, Objekte aus Zinn, Glas, Porzellan sowie Textilien.
Bildende Kunst und Musik
Ein umfangreicher Bestand an Grafiken und Gemälden wird vom Museum bewahrt. Als 1927 das Städtische Heimatmuseum im Alten Rathaus am Markt begründet wird, bildet der Großteil des künstlerischen Nachlasses des in Niederschmölen geborenen Münchner Zeichners und Illustrators Richard Püttner, der mit vereinten Kräften von der Stadt Wurzen, dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz, dem Geschichts- und Altstadt- Verein sowie zahlreichen Spendern erworben wird, den Grundstock der Kunstsammlung des Museums. Hinzu kommen später weitere Künstlernachlässe oder umfangreiche Konvolute von Zeichnungen und Grafiken zahlreicher Künstler, wie zum Beispiel der Malerin Marlene Mahrholz-Patzschke, Maler und Grafiker Artur und Reiner Zieger oder des Malers Johannes Pätzold. Zu den Künstlern, von denen das Museum einen signifikanten Umfang an künstlerischen Arbeiten besitzt, zählen diejenigen von den Malern und Grafikern Albert Klesse und Hans-Peter Hund.
Zu den bemerkenswerten Raritäten aus dem Sammlungsbereich Musik zählen einige Musikinstrumente, darunter eine Glasharmonika, deren Erfindung auf Benjamin Franklin zurückgeht.
Archiv und Fotothek
Aus dem 1906 veröffentlichten Ausstellungsführer des sogenannten Privat-Ortsmuseums und seinem Nachtrag von 1908 geht hervor, dass die Sammlung Otto Jacob vor allem historische Schriftstücke und Drucke umfasste. Handschriften gehörten auch zum ersten Sammlungsgut des Geschichts- und Altertums- Vereins. Der Bereich des Schriftgutes umfasst neben Karten und Plänen auch Notenhandschriften – etwa von Komponisten und Musikschriftstellern wie Theodor Uhlig, Ida Marie Lipsius alias La Mara oder Ruth Bodenstein-Hoyme – sowie Poesiealben. Hinzu kommt ein sehr umfassender Bestand an historischen Fotografien und Fotoalben.
Bibliothek
Eine kleine Fachbibliothek (ca. 4.500 Bücher) umfasst Grundlagenwerke zu Archäologie, Kunst und Geschichte und Theologie, insbesondere zur Regional- und Stadtgeschichte. Heraus ragt ein wertvoller Bestand an historischen Bibeln. Zum historischen Zeitungsarchiv gehören das Wurzener Tage- und Wochenblatt (ab 1821).