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Leitbild
Museumsdefinition ICOM Deutschland e.V.
„Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.“ (Quelle: https://icom-deutschland.de/de/)
Präambel
Moderne, insbesondere (kultur)historische Museen befinden sich in einem permanenten Wandel. Das Kulturhistorische Museum Wurzen mit Ringelnatzsammlung und Städtischer Galerie dient der Qualifizierung des Selbst, um die Museumsdefinition des ICOM Deutschland e.V. bestmöglich umzusetzen. Das Museum muss am Puls der Zeit bleiben und seine Tradition – in Wurzen das heimatkundliche, städtische, künstlerische und regionale Erbe – nicht über Bord werfen. Das Museum will sich auf der Grundlage der ICOM-Definition dem Prozess der Reflexion und Neubestimmung stellen, da die Transformation hin zu einer offenen, diversifizierten und stark individualisierten Gesellschaft, demographischer Wandel und Migration, Digitalisierung und Virtualisierung, Urbanisierung, Globalisierung und Klimawandel überall museales Selbstverständnis und Sammlungs- und Ausstellungspraxis beeinflussen. Das Museum versteht sich als Schaufenster für Wurzens Bürger und auswärtige Besucher und soll als weltoffene kulturelle Einrichtung erfahren werden.
Unser Museum
Unser Museum wurde als Städtisches Heimatmuseum 1927 im Kern der Historischen Altstadt im Alten Rathaus am Markt in Wurzen begründet. 1946 in die Domgasse 2 umgezogen, ist es in einem der ältesten und schönsten Altbauten der Innenstadt untergebracht. Für das Museum sind die Stadt Wurzen und ihr Umland mit ihren Menschen das zentrale Thema. Anhand von Gegenständen und individuellen Geschichten können sich unsere Besucher mit der Stadtgeschichte auseinandersetzen und Bezüge zur Vergangenheit und Zukunft herstellen. Wir sammeln Alltagsdinge, Kunstwerke, Dokumente und immaterielle Zeugnisse der Stadt und ihres Umlandes. Heraus ragen hierbei die national bedeutende Sammlung des Dichters und Malers Joachim Ringelnatz sowie unsere Sammlung zur Handwerks- und Industriegeschichte der Stadt.
Unser Selbstverständnis
Die vom Internationalen Museumsrat ICOM entwickelten und weltweit geltenden Ethischen Richtlinien für Museen“ (ICOM Code of Ethics for Museums) bilden die Grundlage der professionellen Arbeit von Museen und Museumsfachleuten. Ziel des Museums ist es, zu bewahren, zu zeigen und zu vermitteln, um so das Verständnis für das Natur- und Kulturerbe der Menschheit zu fördern. Das Museum versteht sich als lebendiger Ort musealer Forschung und kultureller Bildung durch erlebbare Materialität, erzählte Dinggeschichte und Ästhetik. Unsere vielfältigen Sammlungen als dingliches Gedächtnis der Stadtgesellschaft für künftige Generationen zu erhalten und im Licht neuer Fragestellungen zu erschließen, ist unsere zentrale Aufgabe. Das Museum soll als zentraler städtischer Ort von Austausch und Dialog über identitätsstiftende Themen der historischen, gegenwärtigen und zukünftigen (Stadt)gesellschaft erfahren werden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt befördern. Ziel ist es, Raum für plurale und multiperspektivische Erzählungen von Wurzen zu schaffen. Das Museum möchte daher Chancen und Teilhabe bieten, um die Stadt und ihr Umland als Standort von traditionsreichem Handwerk, reicher und überregional bedeutsamer Industriegeschichte sowie vielfältiger Kultur zu stärken und zu befördern und in die europäische bzw.
Weltgeschichte einzuordnen.
Externe Interaktion – Vermittlung
Im Zentrum stehen die museale Arbeit auf hohem professionellem Niveau und die weiterzuentwickelnde hohe Qualität des Besucherservice auf der Grundlage der Entwicklungsziele der Stadt Wurzen. Respektvoll und wertschätzend gehen wir auch mit unseren Partnern und Dienstleistern um. Das Leitbild soll effizient, bürgernah und mittels kooperativer Ermöglichung umgesetzt werden, womit das Museum einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leistet, um die
soziale und kulturelle Qualität der Stadt zu erhöhen. Zeitgemäße an den Besuchern orientierte Vermittlung ist ebenso wichtig, wie eine lebendige und verständliche Museumssprache. Unsere Besucher sollen sich willkommen und wohlfühlen. Mit den Aktivitäten des Museums, die zukünftig Inklusion und Partizipation programmatisch berücksichtigen, sollen so viele Menschen wie möglich angesprochen werden: Einheimische, Zugezogene, Besucher aus allen sozialen und gesellschaftlichen Schichten, Altersgruppen sowie allen kulturellen und religiösen Zusammenhängen, Besucher mit Einschränkungen. Wir wollen mehr über die Bedürfnisse unseres Publikums erfahren. Daher laden wir vor allem die Einwohner von Wurzen und des Wurzener Landes dazu ein, sich aktiv in die Weiterentwicklung unseres Museums einzubringen.
Interne Interaktion
Das KHM versteht sich als lernende und innovative Organisation, deren wichtigste Ressource ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Kreativität, ihren spezifischen Fachkompetenzen, Fähigkeiten und ihrer Leistungsbereitschaft sind. Persönliche und fachliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeitskultur. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KHM bringen einander Achtung und Wertschätzung entgegen und gehen unabhängig von formalen Strukturen und Hierarchien respektvoll und fair miteinander um. Menschen jeder Herkunft und jeden Alters arbeiten ungeachtet ihrer Lebensweisen gleichberechtigt miteinander.
Demokratische Vielfalt und Teilhabe
Das Museum versteht sich als Ort kultureller und politischer Bildung. Eine Aufgabe sehen wir darin, demokratische Werte und Praktiken zu verhandeln, zu leben und zu vermitteln. Als lebendiger Ort von Reflexion, Wissensvermittlung und Wissensaustausch sowie vielfältigen Bildungs- und Vermittlungsformaten soll in unserem Museum die Würde des Menschen geachtet und offen, kritisch und inspirierend miteinander umgegangen werden. Wir wenden uns gegen jede Form von Ausgrenzung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Unsere integrative, antirassistische Museumsarbeit fördert Diversität, Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe.
Museumsgeschichte und Unrechtskontexte aufarbeiten
Wir nehmen selbstkritisch auch unsere Museumsinstitution und ihre Sammlungsgeschichte in den Blick. Eine professionelle Provenienzforschung, die unsere Sammlungsbestände auf ihre Herkunft sowie auf Erwerbungszusammenhänge und mögliche Unrechtskontexte befragt, betrachten wir daher als dauerhaft unverzichtbaren Teil der Museumsarbeit. Im Rahmen unserer Möglichkeiten setzen wir uns für faire und gerechte Lösungen im Sinne der Betroffenen von verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut ein.
Nachhaltigkeit und Ressourcenbewusstsein
Das Museum fühlt sich den Grundprinzipien der Nachhaltigkeit verpflichtet und will durch nachhaltiges Handeln vorbildlich in die Gesellschaft wirken, um das vom Freistaat ausgegebene Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Zum Beispiel wollen wir aktiv Energie einsparen, weniger Ressourcen verbrauchen, nachhaltige Ausstellungen entwickeln und das Bildungsprogramm auch auf
nachhaltige Themen ausrichten. Klimaschutz im Museum bedeutet für uns die aktive Stärkung der Natur und Maßnahmen zur CO2-Kompensation.
Barrierearm
Das Museum wurde 1948 in der historischen Altstadt von Wurzen (Domgasse 2) in einem repräsentativen, seit 1938 denkmalgeschützten Patrizierhaus, an neuem Standort wiedereröffnet. Ein barrierefreier Besuch ist aufgrund von baulichen Wesensmerkmalen des historischen Gebäudekomplexes nicht möglich. Wir streben dennoch den Abbau von Zugangsschranken und damit
einen barrierearmen Besuch in unserem Museum an.
Vision
Gerade in einer Welt rapider Veränderungen wollen wir mit dem Museum ein offener Ort sein, der Traditionen bewahrt, sich zugleich engagiert und konstruktiv für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft einsetzt und positive Impulse für unsere Zukunft setzt.
Das Leitbild unterstützt den fortwährenden Entwicklungsprozess, der von den Mitarbeitern des KHM getragen und erfüllt wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich jederzeit mit dem Leitbild identifizieren können. Es wird daher stets aufs Neue zu hinterfragen und im Austausch mit den Mitarbeitern und Besuchern des Hauses kontinuierlich zu erneuern sein.