Inhaltsbereich
Geschichte des Museums
Das Kulturhistorische Museum Wurzen mit Ringelnatz-Sammlung als zentraler Ort städtischer Erinnerungskultur blickt auf eine bewegte Museumsgeschichte zurück. Am Anfang steht bürgerliches Engagement zu einer Zeit, als sich die Stadt infolge der Industrialisierung stark veränderte. Eine Ausstellung von Altertümern, die der Gewerbeverein im Oktober 1899 im Schweizergarten in Wurzen präsentierte, mündete nicht in einem Altertumsmuseum. Otto Jakob jedoch, Mitinhaber der Buchdruckerei Jakob und sammeleifriger Altertumsfreund, kaufte große Teile dieser Ausstellung und eröffnete damit im Domplatz 12 ein privates sog. Orts-Museum.
Parallel dazu gründete sich 1909 der Wurzener Geschichts- und Altertumsverein, der auch sammelte. Sein Vorsitzender Dr. Ernst Mäschel übernahm nach dem ersten Weltkrieg und der wirtschaftlichen Notlage, die 1923 zur einstweiligen Schließung des Orts-Museums führte, ehrenamtlich die Planung eines städtischen Heimatmuseums.
Am 24. Juni 1927 wurde das Städtische Heimatmuseum im Alten Rathaus am Markt gegründet. Hier wurden die Sammlungen von Otto Jacob und dem Geschichts- und Altertumsverein mit den historischen Ratsbeständen zusammengeführt. Hinzu kam ein Großteil vom Künstlernachlass des in Niederschmölen geborenen Münchner Zeichners und Illustrators Richard Püttner (1872 – 1913). 1934 zog das Museum ins Stadthaus (Friedrich-Ebert-Straße 2) um. Ab 1935 wurden hier im ersten Obergeschoss die Sammlungen präsentiert.
Das heutige Museumsgebäude in der Domgasse 2 wurde 1941 von der Hermann-Ilgen-Stiftung in Dresden gekauft. Der gebürtige Wurzener Geheimrat Hermann Ilgen, Apotheker, Unternehmer sowie Sport- und Kunstmäzen, seit 1929 Ehrenbürger der Stadt, ermöglichte mit der Hermann-Ilgen-Stiftung bereits 1930 die Aufstellung des lang geplanten Kriegerdenkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem "Alten Friedhof" und trat 1931/32 als Hauptstifter der Domerneuerung mit den spätexpressionistischen Bildwerken des Bildhauers Georg Wrba in Bronze auf. Einen Teil seiner Sammlungen stiftete Ilgen schon vor dem Hauskauf dem Wurzener Museum, wohin das Städtische Heimatmuseum an prominente Stelle umziehen sollte.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Museum geschlossen, das Sammlungsgut eingekellert und 1944 nach Grimma und Püchau ausgelagert. Am 30. Juli 1945 erfolgte die Rückführung der Sammlungen.
1946 erwarb die Stadt Wurzen den sanierungsbedürftigen Gebäudekomplex. Am 2. Mai 1948 wurde das Museum als eines der ersten im Land Sachsen wieder eröffnet.
Der Aufbau des Sozialismus in der DDR wurde durch die SED proklamiert. Der Kreis Wurzen (Verwaltungsreform der DDR 1952) wurde gebildet. Die Kreisverwaltung übernahm ab 1953 die Trägerschaft des Museums. Im Kreismuseum kam es erneut zu einer politisch dominierten Neuausrichtung von Sammlungsprofil und Präsentationsschwerpunkten. Die ständige Ausstellung präsentierte Objekte von der Urgeschichte bis in die Gegenwart von Wurzen und seinem Umland. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex musste bereits wenige Jahre nach der Einrichtung der neuen ständigen Ausstellung 1970 dringend saniert werden. 1976 wurde das Museum für Jahre geschlossen.
1983 eröffnete eine museale Präsentation der Ringelnatz-Sammlung des Museums in einer ständigen Ausstellung im restaurierten Ringelnatzhaus, dem Geburtshaus von Hans Gustav Bötticher alias Joachim Ringelnatz (geb. 7. August 1883), das zum Kreismuseum Wurzen gehörte und seit 2015 vom Joachim-Ringelnatz-Verein e.V. betrieben wird. Die Ringelnatz-Sammlung ist seit Einrichtung der derzeitigen ständigen Ausstellung ab 1998 ständig im Kulturhistorischen Museum zu sehen.