Inhaltsbereich
Geschichte des Hauses - Domgasse 2
Das Gebäude Domgasse 2 beherbergt das Kulturhistorische Museum Wurzen seit 1948. Es ist eines der ältesten Gebäude der Stadt, liegt im Kern der historischen Altstadt und macht mit seinen aufwendig gestalteten Giebeln einen repräsentativen Eindruck aus allen Blickrichtungen.
Die Domgasse gehört zu den ältesten Straßen der Stadt. 1556 erschienen Haus und Besitzer erstmals in einem Steuerregister. 1607 erzählt die Pestgeschichte, wohnte an dieser Stelle Bürgermeister Keyselitz, dessen Sohn als erster mit dem neu angefertigten Pestkarren zu Grabe getragen wurde. Der steinerne Renaissancebau und seine Hofbauten aus Holz und Fachwerk werden während des Dreißigjährigen Krieges wohl zweimal – 1631, 1637 – durch Brand beschädigt. In der verheerenden Kreuz- und Marterwoche 1637 brannten die meisten Häuser der Stadt nieder, die Schäden müssen auch an diesem Gebäude gravierend gewesen sein. Erst 30 Jahre später wurde das Grundstück versteigert und für 70 Gulden an Christine Maria Vockel verkauft. Bauherr war der Kaufmann Paul Andreas Vockel, an den auf dem Ostgiebel des Hauses eine Wetterfahne erinnerte, deren Original heute im Museum ausgestellt wird. Die barocke Treppe in der Hausdiele des Haupthauses und eine prächtige Stuckdecke im Kontor gehören in diese Bauphase. Beim Wiederaufbau der Hofbauten wurde in dem Flügel an der Johannisgasse ein steinerner Anbau errichtet, der sich nach innen durch eine Arkatur öffnet.
Ein besonders bekannter Bewohner erscheint 1789 in den Dokumenten der Stadt: der Kaufmann Carl Gottlieb Sommer. Er handelte erfolgreich mit Pelzen. Wohl im Kontor wurden die Waren den potenziellen und gut betuchten Käufern angeboten. Als 1813 die Befreiungskriege gegen Napoleon ihren Höhepunkt erreichten, kam dieser vor der Völkerschlacht nach Wurzen. Er suchte Quartier in der Stadt. Der Rat der Stadt Wurzen brachte ihn vom 8. bis zum 9. Oktober 1813 im schönsten Gebäude am Platz, bei Kaufmann Sommer unter. Noch heute erzählen Sammlungsobjekte des Museums von diesem Ereignis. Kurz nach ihm machte auch der sächsische König Friedrich August Halt in Wurzen und bezog dasselbe Quartier. Nach diesen zwei kostspieligen Gästen und der Plünderung seiner Pelzlager musste der Kaufmann Konkurs anmelden. Das Gebäude wurde 1834 versteigert, 1849 kam es in den Besitz des Kauf- und Handelsmannes Adam von Lossow. Von ihm rührt die viele Jahre gebräuchliche Bezeichnung „Lossowsches Haus“ her.
Über die Jahre waren wechselnde Kaufleute, eine Zigarrenfabrik, sogar ein Kaffeehaus und zuletzt Ladengeschäfte im Gebäude untergebracht. Auch mehrere Wohnungen gab es in den oberen Etagen. Als letzter Wurzener Besitzer ist 1920 der Tischlermeister Hermann Richter verzeichnet, der das Gebäude 1941 an die Hermann-Ilgen-Stiftung verkaufte. Diese schenkte es 1945 der Stadt Wurzen zur Nutzung als Museum, welches 1948 hier einzog. Es erfolgte ein tiefgreifender Umbau, der das äußere Erscheinungsbild bis heute prägt: So wurden die Arkaden im Hof freigelegt, das alte Pflaster durch ein Katzenkopfgestein-Pflaster ersetzt und Sandsteinportale historischer Bauten hierher versetzt und so vor dem Verfall gerettet. In den späten 1980er Jahren und nach der Wiedervereinigung wurde das Gebäude zwischen 1995 und 1998 umfassend saniert und eine neue Dauerausstellung eingerichtet.
Der malerische Arkadenhof wird für vielfältige Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerte genutzt.